Lederpflege ist für einen Oldtimer oder Youngtimer genau so wichtig wie Lackpflege oder die Erhaltung der Technik. Deshalb wollen wir uns in dieser Folge intensiv darum kümmern und die einzelnen Schritte genau beschreiben. Wie die Lackpflege für ein schönes Äusseres sorgt, hilft die Lederpflege dabei, dass das Leder im Inneren lange schön und ansehnlich bleibt oder wieder wird.
Um das Leder optimal zu behandeln, ist es erforderlich zu wissen, ob es sich um ein pflanzlich gegerbetes Leder (erkennbar daran, dass es nicht durchgefärbt ist, also auf der Rückseite braun ist) oder chromgefärbtes Leder (durchgefärbt, vorne und hinten gleiche Farbe) handelt. Die pflanzlich gegerbten Leder wurden bis in die 1950er, teilweise sogar bis in die 1970er Jahre verwendet, bevor sie von den chromgegerbten Ledern abgelöst wurden. Ein restauriertes Fahrzeug, bei dem das Leder neu gemacht wurde, hat demnach wahrscheinlich ein chromgegerbtes Leder.
Beide Lederarten werden im Herstellungsprozess lackiert. Der Fachmann sagt zugerichtet. Die bei pflanzlich gegerbten Ledern verwendeten Nitrolacke sind von Haus aus hart. Sie werden mit Ölen weich unf flexibel gemacht. Wenn diese Öle im Lauf der Zeit oxidieren und verschwinden, wird das Leder hart. Es entstehen Haarrisse, die sich zu Trockenbrüchen ausweiten können. Zudem sind die Leder wasser- und hitzeempfindlich, weshalb sie niemals (!) nass gemacht werden sollten. Ebenso schadet Hitze dem Leder sehr. Die modernen Leder sind da weitaus unempfindlicher.
Reinigung des Leders
eine gründliche Reinigung ist der erste Schritt zu einem schönen Leder.
Schritt 1: Absaugen des Leders
Loser Schmutz und Sand wird mit dem Staubsauger entfernt. In Falten und Nähten kann man mit einer kleinen weichen Bürste zusätzlich nachhelfen. Eine sorgfältige Reinigung ist wichtig, da verbleibende Partikel das Leder bei den folgenden Arbeitsgängen verkratzen und die Poren verstopfen können.
Schritt 2: Reinigungschemie
Ähnlich wie bei der Lackreinigung, sollte man Verschmutzungen auch bei der Lederreinigung zuerst mit einem milden Mittel versuchen zu entfernen. Das schont Leder und Farbschicht. Am besten, man testet es an einer weniger sichtbaren Stelle. Zum Reinigen gibt man etwas von dem Lederreiniger auf ein sauberes, feuchtes Schwämmchen und knetet es, bis es Schaum bildet. mit dem schaumbehafteten Schwämmchen reibt man über die Oberfläche und löst den Schmutz. Anschließend nimmt man den gelösten Schmutz und den restlichen Schaum mit einem weichen, am besten hellen Baumwolltuch, durch leichtes reiben auf. Im Tuch sollte jetzt der Schmutz erkennbar sein.
Schritt 3: Lederpflege
Die Flexibilität ist ein Merkmal, an dem man den Zustand des Leders ganz gut erkennen kann. Dazu drückt man mit einem Finger auf das Leder. Ergeben sich Falten um den Druckpunkt herum, benötigt das Leder Pflege. Zeigt die Druckstelle dagegen eine gleichmäßige Vertiefung, hat das Leder ausreichend Flexibilität.
Bei der Pflege des Leders kommt es auf den Zustand an. Je nach dem wie hart oder gepflegt das Leder ist, sind unterschiedliche Mittel anzuwenden.
Bei hartem, brüchigem Originalleder ist ein Altleder Softener zu verwenden. Dieser enthält synthetische Öle, die in die Haut eindringen und das Leder wieder geschmeidig machen. Da das Öl aber nur langsam einzieht, ist der Vorgang mit mehreren Tagen Pause öfters (bis zu 3 mal) zu wiederholen. Profis walken anschließend das Leder, um es wieder weicher zu machen. Dazu nimmt man spezielle Walk-Rollen. Im Notfall tut’s auch eine Glasflasche, die man in verschiedenen Richtungen kraftvoll über das Leder rollt. Weich, wie neues Leder, kann es durch diese Behandlung leider auch nicht wieder werden. Anschließend schützt regelmäßige Anwendung von Lederfett vor weiterer Verhärtung und Alterung.
Bei nur leicht vernachlässigtem Leder verwendet man ölige Pflegemilch, um die Weichheit und den Griff wieder zu verbessern. Ist die Flexibilität wieder hergestellt, wird das Leder mit einem geeigneten Lederfett behandelt und so geschützt.
Gepflegtes Originalleder oder neues Leder benötigt dagegen nur etwas Lederfett, um den Zustand und die Flexibilität zu erhalten.
Nachfolgend werden noch einige Punkte behandelt, die nur bei Bedarf ausgeführt werden sollten.
Option 1: Schimmelentfernung
Falls sich durch Abstellen des Oldtimers in einer feuchten Umgebung sichtbarer oder riechbarer Schimmel gebildet haben sollte, so muss dieser zur Erhaltung des Leders tiefgehend entfernt werden. Nach Schritt 1 und 2 mit einem starken Reinigungsmittel wird das Leder mit Essigessenz (im Verhältnis 1:1 mit Wasser) ein- bis zweimal abgerieben. Achtung ! Nur feuchte, nicht triefend nasse Tücher verwenden und mit einem sauberen Baumwolltuch nachtrocknen. Anschließend geht es mit der Lederpflege (Schritt 3) weiter.
Option 2: Farbauffrischung
Hat die Sonne oder die Zeit das Leder in Mitleidenschaft gezogen, ist etwas mehr als nur reinigen erforderlich. Das Leder braucht eine Farbauffrischung.
Zuerst wird es, wie oben beschrieben, gründlich gereinigt. Jetzt müssen alte Wachse, Pflegemittel und Silikone entfernt werden. Dazu nimmt man spezielles Lederreinigungs- oder Feuerzeugbenzin und entfernt die alten Mittel mit einem weichen Baumwolltuch. Durch diese Vorbereitung werden die Poren des Leders geöffnet und die Farbe kann leichter ins Leder eindringen.
Mit kreisenden Bewegungen wird die Farbe mit einem weichen Schwämmchen sehr dünn aufgetragen. Wird zu viel Farbe auf einmal aufgetragen, verstopfen die Poren und das Leder nimmt keine Farbe mehr an. Immer nur kleine Abschnitte behandeln und mit einem Fön trocknen, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen. Das wird nun überall 2-3 Mal wiederholt. An stark abgenutzten Stellen kann die Farbe auch erst einmal aufgetupft werden, um eine Farbsättigung zu erreichen.
Wurde die Farbe aufgefrischt und getrocknet und ist ein gleichmäßiger Farbton erreicht, sollte sie der normalen Lederpflege, wie beschrieben, unterzogen werden.
Leder in alten Fahrzeugen macht einen sehr schönen optischen Eindruck. Da es jedoch ein Naturprodukt ist, bedarf es der kontinuierlichen Pflege, damit dieser Zustand auch über viele Jahre erhalten bleibt.
Auch für die Lederpflege haben wir wieder eine Checkliste vorbereitet, die allle Schritte und benötigten Pflege- und Hilfsmittel enthält.
Unsere kleine Pflegeserie wird weiter fortgesetzt. Freu Dich auf die nächsten Beiträge in denen es um Verdeckpflege, Chrompflege uvm. gehen wird.