Der unerfüllte Traum – die Lebensgeschichte eines Petrolheads (Teil 2)

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Zunächst waren aber für ein solch kostspieliges  Hobby keine finanziellen Ressourcen übrig. Der Beruf, die Karriere und Familie gingen vor. Immobilien wurden gekauft, Reisen gemacht und im Hinterkopf immer der E-Type. Das Ziel war klar! Irgendwann, muss so ein Auto ins Haus. Anfang der 2000er Jahre habe mich dann wieder intensiver mit dem Thema Oldtimer beschäftigt und Kontakte in die Szene aufgenommen, diverse Fachliteratur gekauft, regelmäßig verschiedene Oldtimer-Zeitschrift gelesen und mich mit der Materie mehr vertieft. Ich habe viele Messen und Auktionen besucht und mir einen Überblick verschafft. Immer mit dem Focus auf den Jaguar E-Type. Nach diversen Gesprächen mit Oldtimerfreaks und Jaguar Aficionado´s musste ich aber lernen, dass ein Jaguar und der E-Type im Speziellen nichts für Anfänger in der Oldtimerszene ist. Warum ?

Viel zu komplex und zu fragile Technik und so weiter und so fort. Etwas frustriet habe ich die Suche dann nach 1 bis 2 Jahren nach einem für mich geeigneten Fahrzeug abgebrochen.

Zu dieser Zeit habe ich mich dann aber an eine Begebenheit Anfang der 70er Jahre wieder erinnert. Ich war damals vielleicht 6 Jahre alt und war mit meinem Vater beim Einkaufen. Auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt haben wir zufällig einen Geschäftsfreund und Bekannten meines Vaters getroffen. Der entstieg einem weißen MERCEDES SL mit blauem Stoffverdeck. Und ich weiß es noch wie heute, ich sagte damals, was für ein schönes Auto, so eines möchte ich auch mal besitzen. Ja, jetzt begann die Suche nach einem Klassiker von Neuen, diesmal sollte es ein MERCEDES SL werden.  Ein deutscher Klassiker mit bewährter Technik und solide konstruiert. Vielleicht etwas spießig und eher konservativ aber trotzdem schön. Ja, und dann ist es wenige Jahre später eine frühe 230er Pagode geworden, die mir mehr oder weniger schon fast zugefallen ist.

Das Auto stand Luftlinie nur 2 km von mir zuhause weg, nachdem ich wieder viele Messen und Ausstellungen und Auktionen in ganz Deutschland besucht hatte. Nach einer fast 10 jährigen Vollrestauration mit allen Höhen und Tiefen ist ein sehr ansehnlicher Wagen daraus geworden der mittlerweile auch schön fährt, aber die Faszination des Jaguar E-Type fehlt einfach.

Über die Jahre lernt man in der Oldtimerszene natürlich den einen und anderen Freak kennen. So ist es natürlich auch mir ergangen. Je mehr man sich mit der Szene vertieft, je mehr Menschen lernst du kennen. Und so bin ich vor einiger Zeit auch mit 2 Typen zusammengekommen, die bereits seit  vielen Jahren verschiedene Jaguar Modelle aus den 50er und 60er Jahren sammeln und fahren. Im Laufe der Zeit und nach vielen Gesprächen zu diversen Anlässen haben wir mittlerweile einen recht engen  Kontakt und guten Austausch miteinander. Erst dachte ich, ein Jaguar XK 120 OTS wäre etwas für mich, ein klassischer englischer Roadster aber dann sehe bei einem der Beiden die 2 E-Types und der Virus ist wieder entfacht. Und wieder geht es mir so wie Ende der 70er Jahre mit dem PORSCHE 914, ich setze mich in den Wagen und geniesse den Flair und Patina dieses faszinierenden Autos.  Schon Enzo Ferrari hat gesagt, „the most beautiful car ever made„, und er hatte damit völlig Recht, finde ich. Die Form ist einmalig und gepaart mit einer leistungsstarken 6-Zylindermaschine ein echter Sportwagen. Und auch hier gilt, wie so oft, das Coupé ist das hübschere Auto. Ich denke zum Beispiel an die PORSCHE 356 oder 911 und die alten Mercedes S-Klasse W111 bzw. 112.

Cover Motor-Klassik von 9/1987

Im Vergleich zu vor 20 oder 25 Jahren hat sich das Preisniveau natürlich erheblich verändert. Wenn ich die alten Oldtimerzeitschriften mit den Annoncen der 80er und 90er Jahre durchblättere, sehe ich Preise die ein Viertel oder ein Drittel des derzeitigen Preislevel zeigen.  Für toprestaurierte Spitzenfahrzeuge werden heute weit über 100.000€ aufgerufen, sowohl für das Coupé bzw. FHC als auch Roadster bzw. OTS. Ich werde mir wenn es denn mal soweit ist, sicher kein steriles und überrestauriertes Auto kaufen, ein E-Type darf die Spuren der Jahre und eine gewisse Patina durchaus zeigen. Ich finde den Wagen ohnehin etwas verrucht und die Typen die solche Autos damals in den 60er Jahren gefahren haben, waren auch alles andere als Mainstream.

Und es muss ein Serie 1 Modell sein, die schönste und ursprünglichste Form mit den vielen kleinen Details, die nur diese Serie aufweist. Wobei man hier mit aus dem Xk150 unverändert übernommenen den 3,8 Liter Motor mit unsynchronisierten MOSS-Getriebe und dem 4,2 Liter mit werkseigenen Getriebe ab 1964 unterscheidet. Später gab es speziell für den US-Markt auch noch ein Automatikgetriebe. Die frühen 3,8 Liter Modelle werden auch als Flat Floor bezeichnet, mit einem sehr engen und unbequemen Fußraum. Die ersten paar Hundert Fahrzeuge nach Anlauf der Serie im Jahr 1961 weisen als weitere  als Besonderheit noch außenliegende Haubenverschlüsse auf. Für derartige Fahrzeuge im perfekten Zustand werden gut und gerne auch weit über 200.000 Euro bezahlt.

Als Standardliteratur zum E-Type empfehle ich das Buch „Jaguar E-Type Six-Cylinder Originality Guide“ von Thomad F.Haddock, ein sehr detailliert gut gemachtes Buch mit vielen Bildern. Leider ist es nur in englisch erhältlich.

Ein weiteres sehr schönes Buch ist „Jaguar -E-Type: Portrait einer Design Ikone“ von Glen Smale. Auch ein sehr gut gemachter Bildband mit guten Texten. Nicht ganz billig, aber sein Geld wert.

Und so bin ich nun also wieder schwer infiziert und suche lose nach einem für mich adäquaten Wagen. Ich hoffe, es wird noch etwas in diesem Leben. Wir werden sehen….


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