Eigentlich bin ich, seit ich denken kann, schon immer ein sogenannter Petrolhead. Bereits als Schulkind haben mich Fahrzeuge aller Art richtig begeistert. Ich weiß noch, wie wir als Kinder immer auf die Tachoanzeige der geparkten Autos geschaut haben und wenn wir dort eine Zahl mit 200 gesehen, war das für uns phantastisch schnell. Ja, so war das in den 70er Jahren.
Meine eigene Motorfahrzeugkarriere begann im Alter von 15 Jahren im Jahr 1983 mit einer HERCULES K50 Baujahr 1966, ein ziemlich schlimmes Fahrzeug und damals bereits so etwas wie ein Oldtimer.
Die 50er stand seit vielen Jahren beim Nachbarn meiner Oma in der Garage und hatte seinem Sohn gehört. Der hatte sich dieses Zweirad Mitte der 70er Jahre mit 16 Jahren gebraucht gekauft, um damit in die Schule zu fahren. Mit 18 oder 19 Jahren mit dem bestandenen Abitur und Start des Studiums irgendwo in einer anderen Stadt war Schluss damit. Und so stand die alte HERCULES schon damals viele Jahre unbewegt in der besagten Garage. Und immer, wenn ich bei der Oma war und der Nachbar sein Auto raus- oder reingefahren hat, ist mein Blick auf das alte Moped gefallen. Irgendwann habe ich dann zur Oma gesagt, ich will das Teil und sie soll doch mal den Nachbarn fragen, ob der das verkaufen würde und ich es bekommen kann. So war es dann auch. Nach kurzer Zeit und einer Zahlung von 100 Mark von der Oma. Der offizielle Kaufvertrag ist mir erst kürzlich im Zuge eines Umzugs wieder in die Hände gefallen.
Wie gesagt, ich war damals 15 Jahre alt und hatte noch keinen Führerschein in der Hand, das war mir aber zu dieser Zeit relativ egal. Wir haben das Moped zu meinen Eltern in die Garage überführt und los ging die Fahrt über Äcker, Wiesen, Feldwege und durch die umliegenden Wälder. Fast 2 Jahre bin ich ohne Führerschein, ohne Versicherungskennzeichen und Helm oder sonstiger Sicherheitsbekleidung mit meinen Freunden durch die Gegend gekurvt. Und immer auf der Flucht vor der Polizei, den Landwirten und Jägern auf meist unbefestigten Straßen und Wegen im kleineren und größeren Umkreis meines Elternhauses am Stadtrand. Es war eine geile Zeit damals, unbeschwert, frei und viel Spaß aber auch mit dem einen oder anderen Sturz und so mancher Verletzung. Aber was soll´s, wir waren jung und auch bisschen verrückt.
Zu dieser Zeit stand auch in der vermieteten Garage meiner Oma, ein abgemeldeter und stark verbrauchter weißer PORSCHE 914. Dieser gehörte dem Sohn eines anderen Nachbarn. Auch das hat mich damals irgendwie angesprochen. Oft bin ich in dieser Zeit in die Garage gegangen und habe mich dann in den unversperrten Wagen gesetzt, um den Porscheflair zu genießen. Irgendwann später wurde der Wagen aber verkauft, die Garage geräumt und später auch von mir übernommen. Ich bin damals aber nicht auf den Gedanken gekommen, den Besitzer wegen einer Kaufabsicht anzusprechen. Irgendwie schade, das wäre sicher auch ein sehr reizvolles Restaurierungsprojekt gewesen.
Nun aber zurück zum HERCULES Moped. Wir sind also fast 2 Jahre bis zum damaligen 1B-Führerschein immer wenn ging, mit dieser alten 50er durch die Gegend gebraust. Viel Zeit haben wir auch auf der Endurostrecke und dem Übungsplatz unserer Fahrschule Schlicht verbracht, die nur einen kurzen Weg durch den Wald von meinem Elternhaus entfernt war. Wie pervers, mit einer 50er HERCULES aus den 60er Jahren über die Enduropiste, aber egal, es hat uns riesigen Spaß gemacht und ich bereue nichts. Die alte HERCULES war nach diesen 2 Jahren natürlich stark mitgenommen und wurde abgestellt und irgendwann von meinen Eltern später verkauft.
Mit 16 Jahren kam dann endlich der heiß ersehnte Führerschein und das erste Leichtkraftrad von Yamaha mit 80ccm, mit 18 Jahren der Autoführerschein und mit 19 der Motorradführerschein. Schon damals war eine Coupé für mich erstrebenswert und die eleganteste und schönste Karosserieform. Das erste Auto war ein VW Scirocco 1, aus 1. Hand von einer Zahnärztin. Danach kam noch das eine und andere Fahrzeug.
Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit bin ich schon relativ früh viel bei Auswärtsterminen und Gesprächen bei Lieferanten gewesen. Im Rahmen eines solchen Termins, es muss wohl irgendwann Anfang oder Mitte der 90er Jahre gewesen sein, besuchte ich einen kleinen Maschinenbaubetrieb, um ein Gespräch mit dem Inhaber zu führen. Wir beabsichtigen dort verschiedene Maschinen general überholen zu lassen und mussten noch die Rahmendaten wie Preise und Termine abstimmen. Da mich als Kaufmann auch technische Aspekte schon immer interessiert haben, gingen wir nach außen in die Werkstatt, um direkt vor Ort den Maschinenpark und die gegebenen Möglichkeiten in Augenschein zu nehmen. Im Rahmen dieses Rundgangs fiel am Ende der Halle mein Blick auf mehrere abgedeckte Gegenstände und von der Kontur und Größe konnte es sich eigentlich nur um Autos handeln. Am Ende des Rundgangs habe ich den Inhaber gefragt, was denn unter den Planen versteckt ist. Er entgegnete mir, das sind ein Paar alte Fahrzeuge, die er nach und nach gekauft hatte. Damit hatte er natürlich die Neugier in mir geweckt und ich wollte das nun auch noch sehen. Also sind wir wieder zurückgegangen und er hat die Abdeckungen gelüftet. Und dann kamen sie zu Vorschein, die Preziosen! Zunächst ein alter FIAT, ich weiß nicht mehr welches Modell, dann ein 600er MERCEDES, ein BMW 507, ein Fahrzeug, was ich bis dahin gar nicht kannte und noch nie vorher gesehen hatte, sowie ein dunkelroter Jaguar E-Type Coupé Serie 1.
Damit war es um mich geschehen. Ein wahnsinnig schönes Auto, ein Coupé mit einer einmaligen Form, ein absoluter Traumwagen. Wir haben uns dann noch länger über die Fahrzeuge und die Geschichten des Kaufs unterhalten und immer, wenn ich in den Folgejahren beruflich dort zu tun hatte, waren die Fahrzeuge auch ein Thema. Damals ist so etwas wie die Leidenschaft für Oldtimer in mir entbrannt und den Jaguar E-Type konnte ich nicht mehr vergessen.
Fortsetzung folgt …