Diese Frage stellt sich meist am Anfang einer dann lebenslangen Leidenschaft. Man kann sich natürlich auch ohne eigenen Oldtimer mit der Thematik beschäftigen, aber mit ist schöner. Bei manchen hat es vielleicht sogar schon als Kind angefangen, z.B. beim Quartett-spielen oder wie bei mir, als ich mich in einen gelben Porsche 911 Targa F-Modell verliebt habe, den ein Freund von einem Freund fuhr. Ich war immer ganz neidisch, als ich ihn damit umherfahren sah.
Als Kind oder Jugendlicher war das natürlich nur ein Traum. Das änderte sich nicht als Student. Auch im ersten Job waren erst einmal andere Dinge wichtig, z.B. ein Alltagsauto. Dann kamen Wohnung, Freundin, später Frau, Kinder, Haus – immer neue Gründe, warum man(n) keinen Oldtimer kaufen kann.
Aber irgendwann hat man wieder Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Man liest Fachzeitschriften, geht auf Messen, besucht Museen oder tauscht sich mit Freunden und Bekannten, die schon einen Oldtimer besitzen, aus. Und da ist er wieder – der Traum vom eigenen Oldtimer. Vielleicht soll es ja auch ein Youngtimer sein. z.B. ein Auto aus Ihrer Jugendzeit, mit dem Sie bei Ihren Eltern damals immer mitgefahren sind.
Aber wie gehe ich das Projekt Oldtimerkauf jetzt konkret an ? Wer hilft mir dabei ? Wo kann ich mich informieren ?
Dabei hilft folgender 10-Schritte-Plan zum eigenen Oldtimer:
Schritt 1: Wunschfahrzeug ermitteln
Wenn Sie noch kein Traumauto im Kopf haben, steigen Sie in die Materie ein. Besuchen Sie Oldtimer-Messen, gehen Sie mal wieder ins (Oldtimer)-Museum, lesen Sie Fachzeitschriften und Online-Magazine oder gehen Sie auf Oldtimer-Treffen. Sie werden bald merken, bei welchem Modell Ihr Herz schneller schlägt.
Schritt 2: Informationen sammeln
Zu vielen Modellen gibt es im Internet sogenannte Kaufberatungen von Online-Portalen, Clubs oder Fachzeitschriften, ja sogar ganze Bücher beschäftigen sich nur mit dem Kauf bestimmter Modelle. Wo hat es seine Schwächen ? Wie sieht das Preisgefüge aus ? Wie sieht die Ersatzteilversorgung aus ? Passt das Auto überhaupt in meine Garage ? Möchte ich das Auto zum fahren oder möchte ich es vielleicht erst noch restaurieren ? Einen Oldtimer nur als Wertanlage zu kaufen, ist so eine Sache. Die richtigen Wertzuwächse findet man häufig nur bei teuren Fahrzeugen, wie Einzelstücken oder welche mit Renngeschichte. Um hier richtig zu liegen, muss man sich schon extrem gut auskennen. Ich bin der Meinung, ein Oldtimer sollte in erster Linien Spass machen. Wenn dann der Wert auch noch steigt, freut man sich natürlich darüber.
Sammeln Sie so viele Informationen wie möglich. Fangen Sie an !
Schritt 3: Besichtigen, Erfahrungen sammeln
Schauen Sie sich angebotene Fahrzeuge an. Sie lernen das Modell jedes mal ein bischen mehr kennen und bekommen ein Gefühl für das Preisgefüge. Machen Sie eine Probefahrt. So stellen Sie fest, ob Sie überhaupt in das Auto hineinpassen. Viele Oldtimer sind nämlich recht klein im Innenraum. Ich bin mal in einem MG-B gefahren, da konnte ich halb über die Windschutzscheibe schauen. Und Gas geben, kuppeln und bremsen war auch sehr unbequem, da ich meine Beine kaum bewegen konnte ! Wie lässt es sich fahren ? Liegt es gut auf der Strasse ? Oldtimer haben kein ABS oder ESP. Auch Servolenkung gab es früher kaum.
Schritt 4: bei konkreter Kaufabsicht – Experten mitnehmen
Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, an dem Sie sich sicher sind, dieses Modell soll es sein. Bei dem Einen dauert es etwas länger, ein Anderer weiss es relativ schnell. All Ihre Fragen sind geklärt. Dann sehen Sie sich die nächsten Autos zusammen mit einem Experten an. Das kann ein guter Bekannter mit Oldtimer-Erfahrung sein, ein Werkstattmeister aus einer Oldtimer-Werkstatt oder ein Experte aus einem Fahrzeugclub, der Ihnen bei der Begutachtung des Autos zur Seite steht und dem Sie vertrauen. Wenn alles passt, wird es ernst. Sie stehen dem Verkäufer mit einer ernsten Kaufabsicht gegenüber.
Schritt 5: pos. Äußerungen des Verkäufers schriftlich zusichern lassen
Während des Verkaufsgespräches wird Ihnen der Verkäufer vielleicht etwas zur Historie des Autos sagen, z.B. „das Fahrzeug ist unfallfrei“ oder „das ist noch der erste Lack“. Manchmal heben sie auch „matching numbers“ hervor. Das bedeutet, dass Motornummer und Getriebenummer zusammen passen. Das ist immer der Fall, wenn weder Motor noch Getriebe im Laufe der Zeit getauscht wurden, also noch die Originalen Aggregate sind. Nehmen Sie solche Aussagen zur Kenntnis und lassen Sie sie in den Kaufvertrag aufnehmen. Wenn es dort niedergeschrieben wird, wird sich dein Verkäufer überlegen, ob seine Aussagen der Wahrheit entsprechen oder nur leere Worthülsen sind. Denn wenn es schwarz auf weiß im Kaufvertrag steht und sich später etwas Anderes herausstellt, könnten Sie ihn verklagen.
Schritt 6: Fahrzeugpapiere prüfen
Lassen Sie sich den Fahrzeugbrief (heute Zulassungsbescheinigung Teil II) zeigen. Sind evtl. Besonderheiten eingetragen ? Breite Reifen, Spoiler und andere Umbauten gab es vermutlich serienmäßig nicht. Ein ‚verbasteltes‘ Auto gilt unter Oldtimer-Liebhabern als No-Go. Das Fehlen des Fahrzeugbriefes ist theoretisch kein Problem. In der Praxis ist es aber ein aufwendiges und langwiehriges Verfahren.
Auch die Historie des Fahrzeugs ist für Sie als angehender Oldtimer-Besitzer interessant. Eine lückenlose Sammlung aller Rechnungen, TÜV-Gutachten, Kaufverträge und anderer Belege aller bisherigen Besitzer seit der Auslieferung des Fahrzeugs an den ersten Besitzer sind sehr selten und sind ein echtes Kauf- und Verkaufsargument. Natürlich lässt sich der Verkäufer diesen Glücksfall in der Regal auch bezahlen und preist es in den Verkaufspreis ein.
Auch die Begutachtung nach §21c StVZO, die sogenannte H-Zulassung sollten Sie sich zeigen/geben lassen. Sie berechtigt zur Anmeldung mit H-Kennzeichen.
Ein weiteres, für den Käufer sehr interessantes Dokument, enthält die Auslieferungsdaten. D.H., welche Farbe hat das Auto, welche Farbe hat das Interieur, welches Radio war verbaut, usw. Daran kann man andersfarbige Lackierungen oder Umbauten, die im Laufe des Fahrzeuglebens gemacht wurden, erkennen. Der Oldtimer-Fan liebt möglichst originale Fahrzeuge. Bei jedem Hersteller heißt dieses Dokument unterschiedlich. z.B.:
- Datenkarte (Mercedes Benz)
- Auslieferungsbescheinigung (Porsche)
- Zertifikat (BMW und Volkswagen)
Zu guter letzt sollten Sie sich noch die Abmelde- oder Stilllegungsbescheinigung zeigen, falls es nicht mehr zugelassen ist.
Schritt 7: Abstimmung mit dem Experten (ohne Verkäufer natürlich)
Wenn Ihnen das Auto zusagt, versichern Sie sich bei Ihrem mitgebrachten Experten (s.o.) Wenn er nach eingehender Prüfung des Fahrzeugs auch der Meinung ist, dass das Auto ‚kaufbar‘ ist, können Sie den Preis mit dem Verkäufer verhandeln.
Schritt 8: Preis verhandeln
Manchen Menschen liegt das verhandeln, anderen ist es ein Graus, handeln zu müssen. Hier kann jetzt auch der Experte wieder helfen. Er hat bei der Begutachtung bestimmt Dinge festgestellt, die den Preis drücken können. Schließlich müssen Sie das ja richten (lassen).
Kaufen von Privat oder Händler ? Da gibt es ein paar Unterchiede. Der Händler hat einen Preis inkl. Mehrwertsteuer, die er als Umsatzsteuer abführen muss. Der private Verkäufer muss das nicht. Das ist der Grund, warum der Preis bei Händlern tendenziell höher ist als bei Privatpersonen. Auf der anderen Seite können Privatpersonen die Gewährleistung ausschließen, gewerbliche Händler nicht (auch wenn sie es gerne mal versuchen).
Schritt 9: Kaufvertrag
Kaufen Sie Ihren Oldtimer auf jeden Fall mit einem Kaufvertrag. Ein Kauf per Handschlag hat heute keinen Bestand mehr. Vorlagen für einen ordentlichen Kaufvertrag für Oldtimer finden Sie im Internet, z.B. beim ADAC.
Wie unter Schritt 5 bereits erwähnt, fixieren Sie alle Aussagen des Verkäufers im Kaufvertrag. Je mehr Sie festschreiben, desto weniger Diskussionen gibt es im Fall des Falles. Nur dann haben Sie bei einem Gerichtsverfahren eine Chance, zu Ihrem Recht zu kommen. Enthalten sein sollte auf jeden Fall Name und genaue Anschrift des Käufers und des Verkäufers. Eine Kopie des Personalausweis / ID-Card erhöht noch das Vertrauen. Weitere Daten, die enthalten sein müssen:
- Marke
- Typ
- Modell
- Ausführung
- Baujahr
- Erstzulassung
- Fahrgestellnummer, Motor- und Getriebenummer, ggf. Achsnummern
- Km-Stand abgelesen laut Tacho, ggf. abweichende tatsächliche Laufleistung
- Anzahl Vorbesitzer
- letztes amtliches Kennzeichen
- Zustand (1-5), z.B. aus letztem Gutachten, Beschreibung vom Zustand wichtiger Baugruppen
- bekannte Schäden, Instandsetzungs- oder Restaurationsarbeiten
- Kaufpreis (Zahlen und ausgeschrieben)
- Zahlung (bar, Überweisung, Anzahlung, in Raten, bis zu welchem Datum)
- Regelung zur Übereignung (meist schon im Musterkaufvertrag vorformuliert)
Schritt 10: Übergabe quittieren, Fahzeugzustand dokumentieren
Der Oldtimer gehört Ihnen jedoch erst, wenn Sie den vollen Kaufpreis bezahlt haben. Bis dahin, auch wenn Sie eine Anzahlung geleistet haben, bleibt das Fahrzeug im Besitz des Verkäufers. Erst mit dem Leisten des vollen Kaufpreises geht das Auto an Sie über. In der Regel erhalten Sie auch jetzt erst alle Papiere, denn der Kfz-Brief (Zulassungsbescheinigung II) weist Sie (zusammen mit dem Kaufvertrag) als den neuen stolzen Besitzer aus.
Zum Schluss noch ein Tip: Dokumentieren Sie den Zustand des Fahrzeugs, so wie Sie es gekauft haben. Fotografieren Sie alle Einzelheiten, innen, aussen, von unten, im Motorraum und im Kofferraum. Sie haben damit die Grundlage für eventuell notwendige kosmetischen oder technischen Arbeiten, die gemacht werden sollen/müssen. Aber auch zur Fortführung der Historie ist diese Dokumentation sehr sinnvoll.
Wir haben alle Schritte noch mal in einer Checkliste zusammengefasst.
Vielleicht hat es ja bis hierher schon Spass gemacht, sich mit Ihrem Oldtimer zu beschäftigen. Aber jetzt fängt der Spass erst richtig an.